Gangloff Der SWR bleibt seiner Linie aus dem letzten Ludwigshafener „Tatort – LU“ (2015) treu: Der Zickenkrieg auf dem Revier zwischen Odenthal und Stern hat auch in „Du gehörst mir“ den gleichen Stellenwert wie der eigentliche Fall. Die Suche nach dem Mörder zweier Vergewaltiger ist zwar nicht originell, hat aber einige interessante Details zu bieten, darunter ein eigens für diesen Krimi produziertes Rap-Video. Handwerklich ist Roland Suso Richters Umsetzung ohnehin reizvoll; aber das Gezänk zwischen den Ermittlern braucht kein Mensch – und auch, was die Schauspieler-Leistungen angeht, ist das nicht alles Erste Liga. Foto: SWR / Alexander Kluge Revierkämpfe gehören spätestens seit 'LU' zum Ludwigshafener Alltag. Das muss nicht prinzipiell schlecht (siehe 'Tatort' Dortmund), aber es muss psychologisch & narrativ stimmen. Bei Odenthal & Co stimmt es nicht. Folkerts, Hoppe & Lisa Bitter Was war das doch für eine gute Idee, das etwas in die Jahre gekommene Ludwigshafener Gespann um eine junge Kollegin zu ergänzen! Tatsächlich brachte Lisa Bitter als LKA-Analytikerin Johanna Stern schon bei ihrem ersten Auftritt in der Episode „Blackout“ (2014) viel frischen Wind in die Krimis aus der Pfalz. Den albernen Zickenkrieg, den sich die Verantwortlichen für die letzte Episode („LU“) ausgedacht haben, brauchte allerdings kein Mensch. Leider muss Autor Jürgen Werner diese Ebene fortsetzen. Diesmal kracht es nicht nur zwischen Stern und Platzhirschkuh Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), das gesamte Team geht sich, bildlich gesprochen, an die Gurgel, sodass schließlich nacheinander wutschnaubend erst Kopper (Andreas Hoppe) und dann seine Kollegin aus dem Revier stürmen. Das könnte ja trotzdem ganz reizvoll sein, zumal sich Werner offenkundig vom Asterix-Band „Der Seher“ inspirieren ließ (der Comic wird auch mal erwähnt) und das sich an die Gurgel gehen ja bei seinen Dortmunder „Tatorten“ funktioniert; vorausgesetzt, die entsprechenden Szenen wären glaubwürdiger gespielt, die Ressentiments wären nachvollziehbar und die überschäumenden Emotionen hätten einen plausiblen Bezug zur Geschichte. So aber wirkt das Verhalten der Figuren bloß unprofessionell. Das ist natürlich ihr gutes Recht, aber wenn das so weitergeht, sind die Filme am Sonntagabend schlicht deplatziert; dann sollte der SWR lieber eine Serie daraus machen, die das „Erste“ am Dienstag zeigen kann. Foto: SWR / Alexander Kluge Evelyn (Lilli Fichtner) sitzt stundenlang am Bett ihrer besten Freundin Marie ( Elisa Afie Agbaglah), die nach einer Vergewaltigung im Koma liegt. Wird das Mädchen wieder so lebendig wie in den Videofilmen, die Evelyn von Marie gemacht hat? Zuletzt bei „LU“ sorgte wenigstens die Krimiebene für einen gewissen Ausgleich. Tatort Du Gehörst Mir YoutubeAuch das klappt bei „Du gehörst mir“ trotz diverser kriminalistischer Details nicht recht, zumal sich jeder halbwegs erfahrene Krimizuschauer fragen wird, warum das Ermittlertrio hartnäckig eine naheliegende Verdächtige übersieht. Wie bereits in „Blackout“ geht es um Rache für eine Vergewaltigung. Der Auftakt ist spektakulär: Ein Mann wird in einem Parkhaus zwischen zwei Autos zerquetscht; der Film zeigt den Mord aus gleich drei Perspektiven. Die DNS-Analyse ergibt einen Treffer: Der Mann hat einige Wochen zuvor eine Balletttänzerin derart brutal vergewaltigt, dass die junge Marie seither im Koma liegt. Fernsehfilm Du Gehörst MirBei der Tatortanalyse kommt Stern zu dem Schluss, dass der Täter nicht allein gewesen sein kann, und tatsächlich wird kurz drauf der Kraftklubkumpel des Mannes vergiftet. Weil die Kommissarinnen aber so sehr damit beschäftigt sind, sich gegenseitig Mangel an Mitgefühl und Verstand vorzuwerfen und sich Kopper aus Liebeskummer die Kante gibt, übersehen sie im Umfeld des Vergewaltigungs-Opfers ausgerechnet jenen Menschen, der der jungen Frau so nahe steht wie niemand sonst. Soundtrack: Bon Iver (); MC Sesman (), Gianna Nannini () Inszeniert wurde „Du gehörst mir“ von Roland Suso Richter, dessen Filmografie mit Ereignis-Fernsehen wie „Dresden“, „Mogadischu“ oder „Die Spiegel-Affäre“ gespickt ist. Selbst bei Richters wenigen weniger gelungenen Werken aber kann man sich stets auf zwei Qualitäts-Merkmale verlassen: Seine Filme zeichnen sich immer durch ein klares visuelles Konzept aus; und weil er gern ohne Proben arbeitet, zeigen Schauspieler bei ihm oft auch mal andere Seiten. Aber Andreas Hoppe wird wohl nie ein glaubwürdiger Halbitaliener und wirkt nach wie vor mitunter hölzern; und auch Ulrike Folkerts klingt nach über 25 „Tatort“-Dienstjahren bei Dialogen bisweilen immer noch wie eine Darstellerin. Rundum überzeugend ist nur Lisa Bitter.
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Abril 2019
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